Brennende Autoreifen auf Haitis Straßen

nph hält in Haiti die Stellung

Ein neuer Human Rights Watch Report beleuchtet die Schrecken, die sich aktuell auf Haitis Straßen ereignen. Während die humanitäre Hilfe auf dem Inselstaat dringend gebraucht wird, ziehen sich jedoch immer mehr Organisationen zurück. nph kann bisher alle seine Programme aufrechterhalten.

98 Seiten. So lang ist der Report, den Human Rights Watch jüngst über die Lage in Haiti veröffentlicht hat. 98 Seiten voller Schilderungen über Hinrichtungen von Unschuldigen, Entführungen und brutalen Vergewaltigungen. Berichte über eine Lebensrealität, die in Europa unvorstellbar ist. Von der unsere Kolleginnen und Kollegen aus Haiti leider regelmäßig berichten.

„In diesen Tagen ist es schwer, über Haiti zu erzählen“, sagt auch Gena Heraty, Leiterin einer der nph-Programme im Kinderdorf. „Es ist schwer, die Geschichten zu erzählen - es sind harte Geschichten, erschreckende. Von Männern und Frauen, die ihrem Alltag nachgingen, niemanden belästigten, morgens in einen Bus stiegen und darin lebendig verbrannten oder bei einem der Schusswechsel auf der Straße versehentlich getroffen wurden.“
 

Kriminelle terrorisieren Bevölkerung

Die Bandengewalt in und um Port-au-Prince hat laut Report seit Anfang 2023 noch einmal „drastisch zugenommen“. In der ersten Hälfte des Jahres haben kriminelle Gruppen, laut Schätzungen der Vereinten Nationen, mehr als 2.000 Menschen getötet, mehr als 1.000 entführt und die Bevölkerung mit sexueller Gewalt terrorisiert. Human Rights Watch dokumentierte 67 Tötungen, darunter elf Kinder und zwölf Frauen, und mehr als 20 Fälle von Vergewaltigung, viele davon Gruppenvergewaltigungen durch mehrere Täter. Die Schilderungen der Opfer sind zum Teil so brutal, dass das Lesen schwerfällt.
 

Sicherheitsmaßnahmen bei nph verschärft

Auch die nph-Familie bleibt von den grausamen Ereignissen nicht verschont. Viele der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mussten ihr Zuhause verlassen, weil sie dort nicht mehr sicher waren. Sie finden Unterschlupf bei Verwandten und Freunden.  Um so viel Schutz wie nur möglich zu schaffen, wurden die Sicherheitsmaßnahmen unserer Einrichtungen jüngst noch einmal verschärft. Kinder aus unseren Häusern in Tabarre wurden ins Kinderdorf nach Kenscoff, das etwas abseits in den Bergen und etwas ruhiger liegt, gebracht.
 

Beobachter fordern Eingreifen

Human Rights Watch fordert die Entsendung internationaler Truppen sowie die Einsetzung einer neuen Übergangsregierung. Die haitianische Regierung habe es versäumt, die Menschen vor der Gewalt der kriminellen Banden zu schützen. Einigen von ihnen werden außerdem Verbindungen zu hochrangigen politischen Amtsträgern, Wirtschaftsakteuren und Polizeibeamten nachgesagt.

Darüber hinaus betont Human Rights Watch noch einmal die Notwendigkeit „humanitärer Hilfe und anderer grundlegender Dienstleistungen für die Bedürftigen.“ Rund 5,2 Millionen Haitianer sind auf diese Hilfe angewiesen. Denn neben der Kriminalität bestimmt auch der Hunger den Alltag der Menschen. Die Hälfte der Einwohner ist mittlerweile von Ernährungsunsicherheit betroffen. Gleichzeitig entscheiden sich immer mehr Organisationen, das Land wegen der kritischen Lage zu verlassen. Unterstützung ist allerdings genau jetzt dringend notwendig.
 

Enge Zusammenarbeit zwischen nph und Haitianern

 

nph ist eine von immer weniger Organisationen, die trotz aller Herausforderungen auf dem Inselstaat noch immer die Stellung halten. Möglich macht das die enge Zusammenarbeit zwischen nph und den Einheimischen. „Das ist unsere Stärke“, sagt Heidrun Mürdter, Vorständin der nph Kinderhilfe Lateinamerika. „Wir arbeiten gemeinsam mit den Menschen in den Gemeinden für eine bessere Zukunft ihrer Kinder. Viel zu oft stehen nur die Bandenmitglieder im Fokus. Doch es gibt sie, die Nachbarn, Freunde, Kollegen, die in die Verantwortung gehen und ihr Land nicht aufgeben.“ 

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